KAUFURKUNDE AUS DEM JAHRE 1342 KEHRT ZURÜCK NACH ZISTERSDORF

Wir schreiben das Jahr 1342 im Mittelalter. Zistersdorf ist noch vollständig von der mächtigen – teilweise bis zu 14 Meter hohen – Stadtmauer umschlossen. Die Stadt unterliegt der Verwaltung der Kuenringer, ein österreichisches Ministerialiengeschlecht, die bis zu deren Aussterben die Stadtherren von Zistersdorf stellten.
Den Kuenringern verdankt Zistersdorf die Errichtung der Mooskirche, die Anlage der neuen Stadtsiedlung, sowie den Bau des Schlosses und der Befestigungsanlagen.
Otto von Zistersdorf – seines Standes Ritter – verkauft im besagten Jahr 1342 mit seiner Frau Elsbet ein Haus in Zistersdorf an seinen Vetter Jörgen von Zistersdorf und dessen Frau Agnese. Der Kaufpreis betrug 14 Pfund Wiener Pfennig.

Dieser Verkauf wurde damals mit einer Kaufurkunde bescheinigt, die dann irgendwann auf nicht mehr nachvollziehbare Weise im Archiv des Schlosses Sprinzenstein im oberösterreichischen Mühlviertel gelandet ist.
Das Schlossarchiv Sprinzenstein wird aktuell aufgelöst und dessen Inhalt ins oberösterreichische Landesarchiv eingegliedert. Großzügigerweise wurde dem Museumsverein Zistersdorf diese Kaufurkunde als Geschenk angeboten. So hat das beeindruckende Dokument aus Pergamentpapier mit 3 Siegeln vor wenigen Wochen nach 681 langen Jahren wieder den Weg zurück nach Zistersdorf gefunden.

Das nunmehr älteste Dokument, das sich jetzt im Besitz des Stadtmuseums befindet, wird ab Oktober (anlässlich der Langen Nacht des Stadtmuseums) im Stadtmuseum zu bewundern sein. Den zum Großteil entzifferten Text gibt es ganz unten nachzulesen.

Ein noch älteres Dokument, das seinen Ursprung in Zistersdorf hat, befindet sich übrigens im Stiftsarchiv Zwettl. Oben genannter Otto von Zistersdorf war ein Lehensmann der Kuenringer und 1284 der Stifter der Nikolauskapelle, die bis 1808 am Platz vor der heutigen Polizeidienststelle stand. Im Stiftungsdokument, das sich im Stiftsarchiv Zwettl befindet,  wird Zistersdorf erstmalig als ummauerte Stadt beschrieben. Versuche seitens des Museumsvereins, dieses Dokument ebenfalls zurück nach Zistersdorf zu holen, sind leider gescheitert.

Ich, Otto von Zistersdorf, und ich, Elsbet, sein Hausfrau Wir vergehen und tun kund allen denen, die diesen Brief lesen oder hören lesen, die nun leben oder hernach künftig sind, dass wir mit unser Erben guten Willen und Gunst mit verdachtem Mut und gesamter Hand zu der Zeit, da wir es wohl getan mochten, und mit unser Grundherrn Hand, des ehrbaren Herrn Jansen von Chunringen, obrister Beh? in Österreich, verkauft haben unser Haus, das da leit zu Zistersdorf in der hintern Gassen, da man alle Jahr von dient 18 Wiener Pfennig zu ? und nicht mehr, und leit zunächst der Augustiner Haus.

Das vorgenannt Haus haben wir recht und redlich verkauft und geben mit alle dem Nutz und Recht, als wir es in Grundrechtes Gewähr herbracht haben, um 14 Pfund Wiener Pfennig, der wir gar und gänzlich gewährt sein, dem Vettern Jörgen von Zistersdorf und seiner Hausfrau Agnesen und ihren Erben fürbass lediglichen und freilichen zu haben und allen in Frummen, damit zu schaffen, vertauschen, versetzen und geben, wen sie wollen, an allen ?, und sein auch wir und unser Erben ? schadenlich, dass wir genanntem Haus in Recht gewähren und setzen für alle Ansprach nach des Landes Recht zu Österreich.

Wär aber, dass sie mit Recht an demselben Haus icht Krieges oder Ansprach gewinnen, was sie des Schaden nehmen, dass sie bei ihn ? gesagen mögen, das sollen wir in alles ausrichten und widerkehren ohn allen ? und ohn allen Schaden und sollen auch sie das haben auf uns und auf allem unsern Gut

Das wir haben in dem Lande zu Österreich – wir sein lebendig oder tot – und geben wir ihnen darüber diesen Brief zu einem Urkunde versiegelt mit unserem Insiegel und mit unseres Grundherrn Insiegel, des vorgenannten ehrbaren Herrn, Herrn Jansen von Chunringen und mit meines Bruders Insiegel, Herrn Konrads, den Werd, die dieser Sach Gezeugen sind mit ihren Insiegeln. Dieser Brief ist geben zu Wien nach Christi Geburt dreizehnhundert Jahr, danach in dem zwei und vierzigsten 7 Jahr, an Sankt Katreins Tag.

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